Circles explosiver IPO löst Warnungen vor "Stablecoin-Manie" aus
In einem charakteristisch direkten Blog-Post, der am Montag veröffentlicht wurde, richtete Arthur Hayes, Mitgründer und ehemaliger CEO von BitMEX, eine deutliche Warnung an Investoren, die von der Euphorie um Stablecoin-IPOs erfasst wurden. Die Botschaft des Krypto-Veteranen war unmissverständlich: "Handelt diesen Scheiß wie eine heiße Kartoffel."
Hayes' Warnung kommt, während Circle Internet Group (NYSE: CRCL) seinen kometenhaften Aufstieg nach dem IPO vom 5. Juni fortsetzt. Die Aktien des Stablecoin-Emittenten sind um 278% von ihrem Ausgabepreis von 31 Dollar auf etwa 117 Dollar gestiegen und schaffen damit das, was viele als den erfolgreichsten Krypto-IPO seit Coinbases Börsengang 2021 bezeichnen.
"Die Börsennotierung markiert den Beginn, nicht das Ende der Stablecoin-Manie dieses Zyklus. Die Blase wird platzen nach dem Start eines Stablecoin-Emittenten an einem öffentlichen Markt, höchstwahrscheinlich in den USA, der Narren von Dutzenden von Milliarden Kapital trennt, indem er eine Kombination aus Finanz-Engineering, Leverage und erstaunlicher Showmanship verwendet."
— Arthur Hayes, in seinem neuesten Blog-Post
Das Timing des BitMEX-Gründers scheint hellsichtig zu sein. Circles IPO hat bereits 1,72 Milliarden Dollar auf dem Tisch liegen lassen - die siebtgrößte Unterbewertung seit Jahrzehnten - da die Aktien bei 69 Dollar eröffneten und am ersten Tag kurzzeitig 103,75 Dollar erreichten, was mehrere Handelsunterbrechungen aufgrund extremer Volatilität auslöste.
Die 'heiße Kartoffel' Handelsstrategie erklärt
Hayes' farbenfrohe Metapher, Stablecoin-IPOs wie eine "heiße Kartoffel" zu handeln, spiegelt seine Überzeugung wider, dass diese Aktien zwar zunächst steigen mögen, aber grundsätzlich überbewertet sind und dazu bestimmt sind, späte Investoren zu verbrennen. Seine Analyse konzentriert sich auf drei kritische Schwachstellen, die seiner Meinung nach die meisten Stablecoin-IPO-Anwärter zum Scheitern verurteilen werden:
Monopol der Vertriebskanäle:
- Krypto-Börsen: Bereits dominiert von Tether (USDT) und Circle (USDC)
- Web2-Social-Media-Plattformen: Werden wahrscheinlich ihre eigenen Stablecoins entwickeln, anstatt Partnerschaften einzugehen
- Traditionelle Banken: Positioniert, um proprietäre Lösungen mit regulatorischen Vorteilen zu schaffen
"Für diejenigen von uns, die schon eine Weile in den Schützengräben waren, wird es urkomisch sein zu beobachten, wie die anzugträger Clowns die Investoren dazu bringen können, in ihre Scheißunternehmen zu investieren", schrieb Hayes mit charakteristischer Respektlosigkeit.
Hayes' Investitionsthese:
- Nicht sofort shorten: "Diese neuen Aktien werden den Shortsellern das Gesicht abreißen"
- Die anfängliche Dynamik nutzen: Pro-Krypto-Stimmung wird die Preise nach oben treiben
- Aussteigen bevor die Musik stoppt: Neue Marktteilnehmer haben keine nachhaltigen Wettbewerbsvorteile
- Das Circle/Coinbase-Verhältnis berücksichtigen: Falls falsch bewertet, stattdessen Coinbase kaufen
Circles 'wahnsinnige' Bewertung unter Beobachtung
Trotz Circles beeindruckender Marktperformance argumentiert Hayes, dass das Unternehmen bei seiner aktuellen vollständig verwässerten Marktkapitalisierung von 18 Milliarden Dollar "wahnsinnig überbewertet" ist. Seine Kritik konzentriert sich auf mehrere grundlegende Schwächen in Circles Geschäftsmodell:
Erstens ist das Umsatzkonzentrationsrisiko eklatant: 99% von Circles 1,68 Milliarden Dollar Umsatz in 2024 stammten aus Zinserträgen auf USDC-Reserven. Dies macht das Unternehmen außerordentlich anfällig für Zinsschwankungen. Eine bloße Änderung um 1 Prozentpunkt bei den Zinsen könnte Circles Reserveneinkommen jährlich um 441 Millionen Dollar reduzieren, laut den eigenen SEC-Unterlagen des Unternehmens.
Zweitens hebt Hayes die parasitäre Beziehung zu Coinbase hervor und bemerkt, dass Circle "50% seiner Zinserträge an Coinbase weitergibt" als Teil ihrer Vertriebsvereinbarung. Allein 2024 belief sich dies auf eine Zahlung von 908 Millionen Dollar an die Krypto-Börse für die Unterstützung der USDC-Distribution - eine Abhängigkeit, die Hayes als kritische Schwäche betrachtet.
Rentabilitätsvergleich:
Die Zahlen erzählen eine ernüchternde Geschichte im Vergleich zum Marktführer Tether:
- Circles Nettogewinn 2024: 155,7 Millionen Dollar (runter von 267,6 Millionen Dollar in 2023)
- Tethers Gewinne 2024: 13 Milliarden Dollar (hauptsächlich aus US-Treasury-Renditen)
- Personaleffizienz: Tether operiert mit ~100 Mitarbeitern vs. Circles größerer Belegschaft
Wall Streets drohende Stablecoin-Invasion
Vielleicht die bedeutendste Bedrohung, die Hayes identifiziert, kommt von traditionellen Finanzinstitutionen. Sein Tweet vom 23. Mai - "Tschüss Circle. Danke fürs Mitspielen" - antwortete auf Berichte, dass JPMorgan Chase, Bank of America, Citigroup und Wells Fargo einen gemeinsam ausgegebenen Stablecoin für Unternehmens- und institutionelle Nutzung entwickeln.
Das Timing könnte für krypto-native Stablecoin-Emittenten nicht schlechter sein. Das Voranschreiten des GENIUS Act im US-Senat, der 100% Reserven und eine Bundeslizenz für Stablecoin-Emittenten vorschreibt, gibt Banken effektiv einen regulatorischen Fahrplan zur Dominierung des Sektors. Hayes schätzt, dass ein bankgestützter Stablecoin 10-20% des aktuellen Transaktionsvolumens - entsprechend 20-46 Milliarden Dollar - innerhalb seines ersten Jahres erobern könnte.
"Stablecoin-Emittenten müssen die Kanäle einer Krypto-Börse, eines Web2-Social-Media-Giganten oder einer traditionellen Bank nutzen. Ohne Zugang zu diesen Kanälen haben neue Stablecoin-Emittenten keine Erfolgschance."
— Arthur Hayes über Vertriebsengpässe
Die Wettbewerbsvorteile von bankausgegebenen Stablecoins sind beeindruckend: bestehende Kundennetzwerke, regulatorische Klarheit, tiefe Kapitalreserven und institutionelles Vertrauen. Diese Faktoren führten zu USDCs leichter Entkopplung auf 0,9987 Dollar im Mai, als Gerüchte über Bank-Stablecoins erstmals auftauchten - ein Warnzeichen der Verwundbarkeit, das Hayes zufolge nur intensiver werden wird.
Der IPO-Goldrausch: Echos der ICO-Manie von 2017
Hayes zieht bewusste Parallelen zwischen dem aktuellen Stablecoin-IPO-Rausch und dem ICO-Boom von 2017, der letztendlich für die meisten Investoren in Tränen endete. Circles rekordverdächtiger Auftakt am ersten Tag - die Aktien eröffneten 123% über dem IPO-Preis - hat einen Fressrausch sowohl bei institutionellen als auch bei Privatinvestoren ausgelöst.
Die Zahlen von Circles Debüt sind atemberaubend:
- IPO-Preis: 31 Dollar pro Aktie (über der erwarteten Spanne von 27-28 Dollar)
- Eröffnungspreis: 69 Dollar pro Aktie
- Tageshoch: 103,75 Dollar (löste mehrere Volatilitätsstopps aus)
- Aktueller Handel: ~117 Dollar (278% über IPO)
- Geld auf dem Tisch gelassen: 1,72 Milliarden Dollar durch Unterbewertung
Diese explosive Performance hat vorhersagbar einen Aktivitätsrausch ausgelöst. Mindestens drei ETF-Emittenten reichten innerhalb weniger Tage nach dem IPO Circle-bezogene Fonds ein, während ARK Invests 150-Millionen-Dollar-Kauf eine starke institutionelle Nachfrage signalisiert. Aber Hayes sieht diese Begeisterung als genau das Problem.
Wie man die Stablecoin-Blase spielt, ohne sich zu verbrennen
Trotz seiner bärischen langfristigen Aussichten erkennt Hayes die mächtigen kurzfristigen Dynamiken an, die im Spiel sind. Sein Rat für Trader ist nuanciert und taktisch:
1. Kämpfe nicht gegen die anfängliche Dynamik
"Solltest du Circle shorten? ABSOLUT NICHT!" betont Hayes. Die Kombination aus krypto-freundlicher Stimmung unter der Trump-Administration und dem "Stablecoin-Wahnsinn"-Narrativ wird wahrscheinlich die Preise kurzfristig nach oben treiben. Der Versuch, zu früh zu shorten, könnte zu erheblichen Verlusten führen.
2. Konzentriere dich auf relative Wertspiele
Anstatt direkt zu shorten, schlägt Hayes vor, das Circle/Coinbase-Verhältnis zu untersuchen. Wenn Circle im Vergleich zu Coinbase überbewertet erscheint - das erhebliche Einnahmen von Circle erhält - könnte der Kauf von Coinbase bessere risikoadjustierte Renditen bieten.
3. Achte auf Realitätschecks bei der Distribution
Der entscheidende Wendepunkt wird kommen, wenn neue Stablecoin-Emittenten erkennen, dass sie keine tragfähigen Distributionskanäle sichern können. Ohne Zugang zu großen Börsen, sozialen Plattformen oder Banknetzwerken werden diese Unternehmen Schwierigkeiten haben, trotz ihrer öffentlichen Marktbewertungen Fuß zu fassen.
4. Überwache regulatorische Entwicklungen
Der Fortschritt der Stablecoin-Gesetzgebung wie die STABLE- und GENIUS-Gesetze wird die Wettbewerbslandschaft grundlegend umgestalten. Der Eintritt von Banken in den Markt könnte viele krypto-native Akteure schnell obsolet machen.
Breitere Auswirkungen auf die Kryptomärkte
Hayes' Analyse erstreckt sich über individuelle Aktienauswahl hinaus und umfasst breitere Marktdynamiken. Er sieht den Stablecoin-IPO-Boom als symptomatisch für spätzyklische Überschwänglichkeit in den Kryptomärkten und vergleicht ihn mit denkwürdigen Top-Signalen aus früheren Zyklen.
In seinem jüngsten Essay "The Ugly" bemerkte Hayes, dass der Anstieg der $TRUMP-Memecoin auf fast 100 Milliarden Dollar vollständig verwässerter Bewertung innerhalb von 24 Stunden einen ähnlichen Wahnsinn-Marker darstellte wie FTX, das 2021 die Rechte an MLB-Schiedsrichter-Logos kaufte. Die Leichtigkeit, Geld zu verdienen - Hayes bezahlte seinen Spa-Urlaub "viele Male mit ein paar Tippern auf meinem Smartphone" - deutet darauf hin, dass die Märkte in eine gefährliche Phase eingetreten sind.
Für Bitcoin und das breitere Krypto-Ökosystem bleibt Hayes vorsichtig optimistisch über langfristige Aussichten, während er vor kurzfristiger Volatilität warnt. Sein 1-Million-Dollar-Bitcoin-Preisziel bis 2028 bleibt intakt, angetrieben von der Abwertung des US-Dollars und Kapitalkontrollen. Allerdings hat er 110.000 Dollar als seine Linie im Sand für den aktuellen Zyklus gesetzt - wenn Bitcoin über dieses Niveau mit starkem Volumen und expandierendem Perp-Open-Interest ausbricht, wird er "das Handtuch werfen und Risiko höher zurückkaufen."
Die kommende Bereinigung: Gewinner und Verlierer
Mit Blick nach vorn prognostiziert Hayes eine brutale Auslese des Stablecoin-Sektors. Sein Rahmen zur Identifizierung wahrscheinlicher Überlebender ist unkompliziert:
Potenzielle Gewinner:
- Tether (USDT): Dominante Distribution, minimale Kosten, bewährte Widerstandsfähigkeit
- Bank-ausgegebene Stablecoins: Regulatorische Klarheit, bestehende Kundenbasis, Kapitalvorteile
- Plattform-native Coins: Social-Media- und Fintech-Giganten, die proprietäre Lösungen entwickeln
Wahrscheinliche Opfer:
- "Circle-Nachahmer": Neue Marktteilnehmer ohne einzigartige Distributionsstrategien
- Algorithmische Stablecoins: Anhaltende Skepsis nach dem Terra-Kollaps
- Regionale Akteure: Unfähig, mit globalen Distributionsnetzwerken zu konkurrieren
Die Botschaft ist klar: In den Stablecoin-Kriegen ist Distribution das Schicksal. Ohne die Lösung dieser grundlegenden Herausforderung glaubt Hayes, dass die meisten neuen Marktteilnehmer einfach "Scheißunternehmen" sind, die in IPO-Pracht gekleidet sind und dazu bestimmt sind, "Narren von Dutzenden von Milliarden Kapital zu trennen", bevor sie letztendlich scheitern.